Montag, 21. März, Anreise und Barryvox-Uebung
Am Anreisetag ist das Ueben mit dem LVS obligatorisch. Nachdem die ganze Gruppe im Hotel angekommen war, die Begrüssungszeremonie abgeschlossen und die Unterkunft inspiziert wurde, mussten Ski und Felle angeschnallt werden. Das Ziel war ein paar Meter höher bei der Bergstation des in der Nähe befindlichen Skiliftes. Dieser wurde selbstverständlich nicht benutzt, schliesslich sind wir konditionell auf einem Toplevel.
Peter und ich waren bei der Uebung nicht dabei, nicht aus Desinteresse, sondern wir kamen erst um die Mittagszeit von einer Skitour zurück. Wir sind bereits am Vortag angereist und haben somit per Zufall die Tour vom nächsten Tag rekognosziert. Aus diesem Grunde kenne ich keine Einzelheiten der Uebungstour. Es wurde mir jedoch berichtet, dass alle vergrabenen Barryvox gefunden wurden, trotz bissig kaltem Wind. Ein gutes Omen für die nächsten Tage! Als Belohnung durften alle die optimal hergerichtete Skipiste hinunter schwingen und in der wärmenden Sonne vor dem Hotel das verdiente Bier geniessen.
Bernadette
Dienstag, 22. März, Monte Rocca 2810 m
Unser heutiges Ziel – eben der Monte Rocca - kann man wunderbar vom Hotel aus sehen. Der Gipfel hebt sich wie ein kleines Matterhorn vom sonst eher sanft ansteigenden und hügeligen Gelände ab.
Wegen der erheblichen Lawinensituation hat unser Bergführer Hansueli nach Kartenstudium und unserem Lagebericht sich für diesen Berg entschieden. Und das war gut so! Angenehme Steigungen führten uns Meter für Meter auf die sanften weissen Hügel. Wir waren umgeben von der Stille der Bergwelt, von einem einzigartigen Panorama, von Sonnenschein und einem wolkenlosen Himmel. Wenn das nicht Erholung pur ist?
Den Vorgipfel erreichten wir nach knapp 3 Stunden. Für einen Teil der Gruppe war hier Endstation. Ein wunderbarer Ort zum Pausieren und um die bekannten Engadiner Berge Bernina und Palü zu bestaunen und zu fotografieren.
Regula, Urs, Peter und ich wollten natürlich die letzten Höhenmeter zum Hauptgipfel unbedingt noch ersteigen. Unter kundiger Führung von Hansueli schafften wir auch den steilen Gipfelhang. Für die Abfahrt brauchten Regula und ich ein paar aufmunternde Worte von unserem Guide. Und es hat funktioniert!
Nach ein paar Schwüngen erreichten wir die Gruppe wieder. Die meisten Hänge konnten bei guten Schneeverhältnissen gefahren werden. Die Könner hinterliessen schöne Spuren und die weniger versierten Skifahrer folgten den eleganten Schwüngen des Bergführers.
Eine schöne Tour liegt hinter uns. Zufrieden sassen wir in der Nachmittagssonne vor dem Hotel und träumten bei einem kühlen Bier von weiteren Skiabenteuern.
Bernadette
Mittwoch 23. März, Monte delle Mine 2883 m
Abmarsch kurz vor 9.00h bei der Ponte Vallacia, 202l m. Zuerst der Vallaccia entlang auf einem gespurten Weg. Nach ca. 30 Min. verlassen wir den Pfad und steigen oberhalb einer schönen Alp dem Hang entlang immer höher. Ca. um 10h fixieren wir die Harscheisen, doch sie nützen uns eigentlich nur etwa 200m und danach sind sie überflüssig respektive hinderlich. Die Hänge sind teilw. Lawinen gefährdet, sodass wir einzeln in 10 m Abstand hochsteigen. Auf Wunsch von Vreny ziehen wir die Harscheisen wieder ab und pausieren gleichzeitig ein wenig um etwas zu trinken, da es inzwischen sehr warm geworden ist. Weiter hoch mit Abstand und auf dem Kamm bereits ein schöner Blick auf die Bernina-Gruppe. Recht steil hoch und kurz vor dem Gipfel bleiben einige zurück wegen Tiefblickschwindel oder Angst vor der Abfahrt. Der grössere Teil der Gruppe kommt ca. um 12.00h auf dem Gipfel an. Super Aussicht in die grandiose Bergwelt und auch nach Livigno hinunter. Nach dem Picknick starten wir den Rückweg. Der steile schmale Hang ist bald überwunden und dann fahren alle zusammen der Aufstiegsroute entlang ins Tal. Der obere Teil bietet sulzige Hänge, die wir alle sehr geniessen. Der Schnee ist im unteren Teil etwas schwerer, doch grosse Kurven sind immer noch möglich. Bei der Alp gibt es nochmals einen Trinkhalt und auf dem Pfad gleiten wir nun viel schneller als am Morgen zu den Autos zurück, wo wir um ca. 14.30h eintreffen. Eine super Tour! Herzlichen Dank an Hansueli für die ausgezeichnete Führung.
Vreny
Donnerstag 24. März, Punta Casana 2545 m
Am Vorabend inspiziert Hansueli Südhänge im Val Federia. Trotz seiner Charmattacken im Hotel können wir nicht sehr früh aufbrechen. Wir steigen zuerst über wenig Schnee durch einen Lärchenwald und dann über offene Hänge bis zum Vorgipfel der Punta Casana auf. Am Felsriegel über uns ist ein Rudel Gämsen unterwegs. Die Sonne verwöhnt uns und der Sulz ist herrlich für die Abfahrt. Im Wald riecht's definitiv nach Frühling.
Edith
Freitag, 25. März, Pizzo Cantone 2904 m
Am letzten Tag vor der Abreise sind wir morgens das langgestreckte Dorf und Tal Livigno Richtung Süden gefahren. An der Stelle, wo die Strasse Richtung Forcola di Livigno und Bernina Pass geschlossen ist – im Winter –, schnallten wir Ski und Felle an und stiegen rechts zum Pizzo Cantone hinauf. Zuerst geht es über einen Waldweg - vorbei an malerischen, knorrigen Bergföhren. Dann tut sich die Mulde auf zwischen dem Dreitausender Monte Campaccio und dem Monte delle Rezze. In dessen Richtung sahen wir bald eine Gruppe Gämsen in Einerkolonne – wie wir selber! nur schneller… in die Höhe streben. Wie elegant die Hänge zu befahren sind – oder wären! – zeigten uns bald auch schon zwei „Fahrer abseits der Piste“ , die sich vermutlich mit der südlichsten „telecabina“ des Skigebiets Livigno neunzig Prozent der 1000 Meter Höhenunterschied erspart hatten und von hinten her auf den Cantone gestiegen waren. Wir aber liessen uns nicht verdriessen, die ganzen Höhenmeter zu „fellen“ und wir genossen beim Aufstieg die prächtige Rundsicht, besonders eindrücklich Richtung Süden zur Berninagruppe. Hansueli legte eine ideale Spur an und hielt uns im Rhythmus, damit wir die Abfahrt starten konnten, noch bevor der Schnee allzu weich wurde. Darum belohnten wir uns auf dem Pizzo Cantone nur kurz mit einem Schluck aus der Thermosflasche und kurvten dann genussvoll die Hänge hinunter. Der prächtige Tag schien zu sagen: „Im Frühling ist der Winter halt am schönsten!“ Im Restaurant im Tal erklärte uns der Wirt, warum der Berg „Cantone“ heisst – wir ahnten ja, dass dies nicht vom nahe gelegenen „Kanton“ Graubünden kommt! – der Name kommt von „Canto“, „Winkel“. Dass der Cantone im Winkel des Livigno liegt hatten wir erlebt – und auch den unvergesslichen Blick-„Winkel“ in die südliche Alpenwelt und nach Osten zum Ortler! Dankbar waren wir, dass an diesem letzten Tag alle – wie an den Tagen zuvor – unfallfrei ins Ziel gelangt waren. So konnten wir am gemütlichen letzten Abend im Albergo auf dem Passo d’Eira entspannt und zufrieden die ausgezeichnet organisierten (!) und geführten (!) Bergerlebnisse feiern.
Matthias
Da – wie so üblich (?) – sich alle um das Schreiben eines Tourenberichtes gezankt hatten (vielen Dank allen Mitwirkenden!), verbleibt mir nur der Samstag. Obwohl auch dieser Tag wolkenlos und wärmend begonnen hatte, entschlossen wir uns, ohne eine weitere Tour, jedoch schweren Herzens, zur Heimreise. Grund ist die Eigenheit, dass der Einbahntunnel für den Privatverkehr zurück in Richtung Schweiz an Samstagen nur bis 9 Uhr und dann wieder ab 16 Uhr möglich ist. Kann es sein, dass der Wochenend-Schnappseinkauf im zollfreien Livigno künstlich verlängert werden soll?
Die Woche ist dank den immer aufgestellten Teilnehmerinnen und Teilnehmern, der sicheren Führung von Hansueli, der souveränen Chauffeure Hans und Peter und dem zuverlässigen ÖV, rundum gelungen.
Urs
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