Voller Neugier reisen wir - Bernadette, Edith, Elisabeth, Margrit, Regula, Yvonne, Erich, Hans, Marc, Peter und Urs, Bergführer Hansueli Marti und Aspirant Ralph Näf sowie die Schreibende – nach Bourg-St-Pierre am Grand St. Bernard. Es ist dies eine historisch berühmte und landschaftlich imposante Gegend, die für mich und für die meisten von uns absolutes Neuland war.
Am Montagnachmittag trainiert eine Gruppe die letzten Kniffe beim Skifahren mit Ralph im steilen Pistengelände, die anderen verbuddeln unter Leitung von Hansueli LVS und lassen sich von der effizienteren Suche mit dem neuen Pulse Barrivox überzeugen.
Am Abend beim Apéro informiert uns Hansueli über die Tourenmöglichkeiten für uns ältere Semester.
Dienstag Wir steigen bei herrlichstem Wetter von Bourg-St-Bernard Richtung Monts Teilliers (2949m) auf. Die Unterlage ist hart und es kribbelt einigen schon in den Beinen bei der Vorstellung, wie genial die Abfahrt sein wird. Aber zuerst geht es noch ufe ,ufe, ufe mit kurzen Pausen, denn wie wir alle aus Erfahrung wissen, kann sich ein grandioses Sülzchen rasch in einen knietiefen Albtraum verwandeln. Bei 2600m trennt sich die Gruppe, die Schnelleren steigen 1 Std länger zum Gipfel, die anderen zum Col du Bastillon. Dort, beim plötzlichen Anblick all der Viertausender überrollen mich Glücksgefühle und Dankbarkeit: Grand Combin / Mont Blanc / Grandes Jorasses, alle gestochen scharf am dunkelblauen Himmel. !!Wow!! Die Sonne brennt, Hansueli mahnt zur Abfahrt. Diese ist denn auch vom Allerfeinsten. Jauchzend ziehen wir in grossen Bögen die Hänge hinunter. Leider erwischt Peter dabei eine gänzlich aufgeweichte Stelle. Er wirbelt durch die Luft und verletzt sich erheblich an Fussgelenk und Schienbein, so dass die Air Glacier gerufen werden muss. Peter, wir wünschen dir gute Besserung!
Mittwoch Heute bewirkt Hansueli im Restaurant, dass wir schon um sechs Uhr frühstücken können. 6.30 Uhr ist Abfahrt nach Bourg-St-Bernard. Der Föhn, welcher für Donnerstag gemeldet wurde, bläst uns schon heute heftig entgegen. Von Süden her nähert sich bedrohlich ein riesiges Wolkenband. Wir steigen auf der verschneiten Passstrasse dem Hospiz entgegen. Die eindrücklichen Gebäude erreichen wir frühzeitig und können für eine Kaffeepause einkehren. Danach nehmen einige von uns unter Führung von Hansueli die ca. 300 Hm zum Fenêtre d’en Haut in Angriff. Der Rest der Gruppe nimmt mit Ralph auf pickelharter Schneedecke die Rückfahrt unter die Skis und trifft auf einen Irländer mit Beinbruch! Inzwischen versiert, hat Ralph die Rettung im Nu organisiert!
Am Nachmittag besuchen Bernadette und ich den frisch operierten Peter in Martigny. Seine Nachrichten sind gut, alles ist im grünen Bereich. Somit kann er mit etwas Geduld weiterhin auf viele Aktivitäten hoffen. Zurück im Hotel erwartet uns Walter, der leider dieses Jahr aus gesundheitlichen Gründen nicht mit uns z‘Berg gehen kann. Als Walliser Winzer verwöhnt er alle Teilnehmer mit je einer Flasche seines köstlichen Weines. Vielen Dank, Walter.
Donnerstag Der Föhn und die Wärme sind immer noch aktuell. Hansueli bietet verschiedene Varianten an, aber da der Schnee gänzlich durchweicht ist, steigen wir Richtung Skigebiet auf um wenigstens eine harte Unterlage bei der Abfahrt zu haben. Der Föhn treibt Schnee und Regen vor sich her und erprobt immer wieder unsere Standfestigkeit, doch wir halten durch bis auf 2600m. Von dort steigen nur noch vier Unentwegte Richtung Col Nord de Menouve. Wir geniessen eine steile supergeniale Abfahrt zur Passstrasse.
Freitag Heute biegen sich die Tannen im heftigen Föhn! Findet Hansueli in dieser Situation eine Route? Ja und wie!!! Wir fahren nach Champex, dort steigen wir bei leichtem Regen durch das sturmgeschützte Val d‘Arpette Richtung Grands Plans auf. Der Lerchenwald mit den sehr alten Bäumen ist ein Genuss. Bald beginnt es zu schneien und innerhalb einer Stunde sehen wir wie wandelnde Schneemänner/und -frauen aus. Wenig unterhalb des eigentlichen Ziels, schon recht durchnässt, wird die Übung abgebrochen und wir stieben auf perfektem Neuschneeteppich zurück nach Champex zu Cafe und Kuchen.
Samstag Heimreisetag. Bei diffuser Sicht und leichtem Schneefall starten wir unsere letzte Tour Richtung Col de Barasson. Die Stille, durch den frisch gefallenen Schnee noch verstärkt, ist eine Wohltat. Schritt für Schritt ziehen wir unserem Ziel entgegen. Immer wieder blinzelt die Sonne durch die Wolken und verzaubert die Landschaft. Das eindrückliche eiserne Kreuz, welches immer wieder von den Mönchen zum Beten aufgesucht wurde, erreichen wir nach 2½ Std. Während ich die Felle abnehme, spüre ich die plötzliche Wärme auf meinem Rücken. Wir können es kaum glauben: Innert Minuten glitzert und glänzt die ganze Gegend im herrlichsten Sonnenlicht. Ich glaube, es braucht keine zusätzlichen Worte, dieses „Grande Finale“ zu beschreiben.
Ich möchte allen von Herzen danken, die zu dieser harmonischen Ski-Tourenwoche beigetragen haben. Hansueli und Ralph hatten für uns das beste Programm im Rucksack. Urs und Regula vielen Dank für die tolle Organisation.
Wir freuen uns jetzt schon auf die Skitourenwoche 2011/W12.
Hanny Pipoz
⇐