Kurzfristige Änderung wegen Petrus: Dani streicht den (schwierigen) Hüttenzustieg übers Chli Sustenhorn und wir vertauschen die ersten beiden Hütten (Voralp <-> Chelenalp), zudem ist Ausschlafen angesagt.
19.08. Chelenalphütte
Item – 10.04h fahren wir bei erstaunlich sonnen durchwobenem, leider zunehmenden Gewölk und (noch?) bester Stimmung nach Göschänä. Und hoppla – hier regnets ja richtig! In grauem Licht und sintflutartigen Wassermassen kämpfen wir uns durch die paar Meter zum Posti. Ne halbe Stunde später oder so überrascht uns die Göscheneralp mit freundlicheren Verhältnissen und wir geniessen den Chelenalphüttenweg ausgiebig bis kurz vor dem Gehäuse, wo uns Petrus mit ner weiteren Dusche beglückt. Wie auch immer, nach einem ausgezeichneten Znacht legen sich Alle befriedigt aufs Ohr.
20.08. Gwächtenhorn
So gegen sechs Uhr starten wir im sich schnell ausdünnenden Nebel Richtung oben (der Weg ist steil). Und siehe da, ne halbe Stunde später nähern wir uns in der Sonne unserem Südgrat, dem östlichen Ausläufer des Rotbocks, auf welchem allerdings noch zu viel Neuschnee liegt. OK – Normalweg über die Sustenlimi und Schneewackel auf’s Gwächtenhoru. Ausgiebige Gipfelrast (mit Blick auf den SW-Grat: zuerst steil, dann zackig). Gleicher Weg zurück über die Sustenlimi und dann strikt nach Ost haltend direkt zur Chelenalplicke. Der Abstieg ist zuerst leicht Dank Danis ausgezeichnetem Riechorgan, dann mit leichten Schwierigkeiten verbunden, da der Ausstieg der Abseillänge mit Ausaperung über dem Flachensteinfirn endet. Den Gletscher raus und etwas steiler die Moränen runter zur Voralphütte. Hier werden wir im gut gefüllten Gehäuse fürstlich bewirtet und sind gespannt auf den morgigen Tag.
21.08. Sustenhorn Ost-Grat
Heute piept der Wecker um 04.00h, was ja normal wäre auf Hochtouren. Um 05.00h Aufbruch und um 06.15h stehen wir am ersten Einstieg. Für die Überwindung der durch vergangene Gletscherarbeit verursachten Steilstelle (U-Tal) benötigen wir 4 Seillängen (2 & einzelne Stellen 3) und 2h! Wir stehen um 08.15h auf der „Gletscherterrasse“ und um 09.00h am Einstieg zum eigentlichen Ostgrat. Steil sieht’s aus! Nach Danis Bemerkung, der Gletscher wäre hier in den letzten 11 Jahren 15-20m ab gesunken, findet er den besten Einstieg in Form einer markanten Verschneidung ganz links von unserem Wändchen. Nach 3 Seillängen (va. die 1. war etwas schwieriger, 4+) und 2h haben wir’s geschafft: der Grat erwartet uns. 11.00h – wir steigen einige Längen hoch und bevor der Grat uns seine abschreckend-bauchige Seite gebietet, nimmt Dani eine Geröllrinne leicht rechts davon hochziehend. Dann wieder links haltend über sehr steiles Blockgelände zurück zum Grat. Nun folgt alpine Kletterei in bestem Gneis (einige Stellen 4+) bis sich der Grat leicht abflacht. Dann werden die Blöcke unstabil, nicht durchgehend, aber ein typisches Zeichen der Klimaerwärmung, welche sich auf unseren Felsgraten auch durch Erosion infolge der steigenden Permafrostgrenze zeigen kann. Und oha lätz – es ist schon 17.30h, als wir endlich aufm Gipfel des Sustenhorus stehen. Gipfelküsschen, Panoramageknipse und behufen, es geht runter zur Tierberglihütte, zum Glück hat Dani rechtzeitig angerufen, um unsere leicht verspätete Ankunft an zu kündigen. In wunderschönem Abendlicht ziehen wir talwärts und langen im Verschlag so um 20.30h an. Nach gutem Speis und Trank freuen wir uns nicht nur aufs Ausschlafen morgens.
22.08. Vorder Tierberg – Tierberglücke – Underi Trift
Um Sieben Uhr Frühstück und gemütlich gehen wir Richtung Tierberglücke. Die 100 Hm aufs Vorder Tierberg lassen wir uns natürlich nicht entgehen – Fotostrecke! Und jetzt beginnt für mich der spannende Abschnitt der heutigen Tour: das „Zwischen Tierbergen“ genannte Seitentälchen verbindet das Susten- mit dem Triftgebiet. Mein Herz erstrahlt vor dieser hochalpinen Landschaft – und der wieder gewonnen Einsamkeit, nachdem wir vorher das alpin-trainings-Sustengebiet durchqueren mussten. Das Ende eines der vielen namenlosen Gletscherchen in der Westflanke des Mittler Tierberg-Maasplanggstock-Grates naht und s’gilt ab z’gschirre. Dani baut einen Steinmann, nicht der letzte auf der nun folgenden Moräne. Den dünnen Wegspuren zu folge ist dieser Pfad, sicherlich während der Sommersaison, seit etlichen Jahren nicht mehr oft begangen worden. Wir treffen auf den Trifthüttenweg und wieder zunehmend auf Alpinisten. Weiter über steile Serpentinen runter mit eindrücklichen Tiefblicken auf den noch jungen Triftsee erreichen wir die (auch noch junge) Hängebrücke. Na ja – wir sind zurück im Turistrom. Obwohl die folgende Schlucht, wenn auch breit, doch von einer fantastischen Felswand östlicherseits gesäumt wird, muss ich mich konzentrieren, nicht über die hunderten Stöckchen und Füsschen der hängebrückgeilen Sportkräcks mit alpinem Föttelibäckgraund zu stolpern. Item – schliesslich beenden wir diese Mini-HTW mit Trank und Kuchen in der Bergstation Underi Trift.
Dani, Dir ganz herzlichen Dank für deine ausgezeichnete Routenwahl und deine äusserst kompetente Führung. Euch, liebe TeilnehmerInnen, auch herzlichen Dank für Euer Engagement und gute Stimmung während unserer nicht ganz einfachen Hochtourenwoche.
Dani Silbernagel (Guide), Reynald Christen, Rolf Glauser (TL), Andrea Hecker, Jörg Kuhn, Heidrun Werder
Text und Bildauswahl: Rolf Glauser
⇐