Schon an der Tourenbesprechung im Isaak war klar, Silvretta geht nicht – Schneemangel! Alpe Devero jedoch sieht gut aus – wir sind bereit mit geplanter Packung.
Skitourenwoche Silvretta 01.-07.03.2014
Anreise, 01.03.2014
Die Gruppe trifft sich fast komplett (ausser Jörg und Heidrun) auf dem Perron, Ralf steigt in Thun zu und Andrea kommt erst morgen, Elisabeth Schlumpf hat sich krankheitshalber ab gemeldet. Hoffnungsvoll geht’s Richtung frisch verschneites Thun (ab 700m!). In Brig dann das erfreuliche Zusammentreffen mit J. & H., wo unser Guide bald darauf verkündet, dass wir in Münster, Goms, Platz gefunden haben (Simplonpass und Zufahrt Alpe Devero wegen Lawinengefahr geschlossen). Gemütliche Fahrt mit dem Rückerli Gotthard-Zermatt zu unserem Hotel Spycher in fröhlichem Schneetreiben. Nach kurzer Einquartierungspause aafälle und hoch geht’s hinter Münster (Südhang) Richtung Galmihornhütte. Judenstafel – wenig vor der Baumgrenze – bildet den Abschluss dieses ausgezeichneten Nachmittagsspatziergangs. Nun folgt in abgrundtiefem Pulver eine beschauliche Waldabfahrt bis vors Spycher, wo uns beste Kost und etwas Faschingsunterhaltung erwarten.
Blashorn, Punkt 2427, 02.03.2014
Um halb Acht stehen wir bereit auf dem Bahnhof für 6min Fahrt nach Ulrichen, dann Pelzli montieren und hoch geht’s durch lichten Lärchenwald und hochspannungs-abgesicherten „Wildschutzpferchen“ östlich der Nufenenpassstrasse zur Baumgrenze. Obwohl alle Meteostationen gestern noch das „Grand Beau“ prophezeit hatten, scheint das für das Goms nicht zu zutreffen – Hochnebeldecke – im Westen zunehmend dicker, im Osten noch sonnig durchlöchert. Weiter in meist bestem Pulver streifen wir die Nebelgrenze von unten und auf einem flachen Plateau auf ca. 2427m gibt’s „Gipfelpause“, nun auch mit Andrea, die Gruppe ist komplett. In kurzen Pausen zeigt sich sogar das Blashorn in winterlicher Garderobe. Dann die Abfahrt durch wesentlich lichter stehender Lärchen und unter Verscheuchung eines Schneehasen in immer noch (fast) abgrundtiefem Pulver bis fast runter nach Ulrichen, wo wir uns ne Stunde Zeit lassen bis zur Rückkehr ins Spycher zum gemütlichen Znacht.
Alpe Devero, Punkt 2051, 03.03.2014
Wir ruckeln wieder runter nach Brig in dichter Bewölkung (wer Erinnerungen hat zu früheren Zeiten, kann diese nun in irgend einer Form hochkommen lassen) und wechseln den Zug nach Domodossola/Milano – in unserem Wagen funktioniert die Klimaanlage erstaunlicherweise gut. Nach dem Simplontunnel regnets, weiter oben schneit’s. In Domodossola erwartet uns bereits das Alpentaxi und wir fahren zuerst nur an Altschneehäufchen entlang der Strasse, dann zunehmend durch Schneewände bedroht höher der Alpe Devero entgegen. Ab Goglio heisst's Fahrzeuge wechseln (gesperrt für öffentlichen Verkehr) und in Ai Ponti übernimmt ein Minirattrack unser Gepäck, während wir, äusserst fasziniert von der Schneemenge (3m auf den Dächern), nochmals aafälle und die gemütliche Strecke zum Grampiolo (www.agriturismoalpecrampiolo.it) raufwackeln. Herzlicher Empfang in unserem „Hotel“ und nach ner Stunde oder so treffen wir uns nochmals zum Nachmittagswarmlaufen. Den lichten Lärchenwald hoch auf Punkt 2051, dann wieder runter (manche gleich drei mal). Wer das Meteo beobachtet hat, merkt wohl, dass es letzten Sonntag hier sehr schön, aber auch warm war (nach Schneefall Samstags=80cm). Und heute sind ca. 20cm gefallen – ergo: Südlagen (auch kleinsträumig) => Bruchharst, Nordlagen => Pulver!. Nun folgt die Vesper Italiana!
Corna Troggi, Punkt 2309, 04.03.2014
Nach herrlich durchschlafener Nacht und mehr als dem erhofften Frühstück starten wir um 08.30h unserem obgenannten Ziel entgegen. Nach dem Kapellchen links hoch durch Lärchen durchsetzte Minitälchen kommen wir auf eine Hochebene, wo sich nun auch die Gipfel abzeichnen. Wir sind völlig einverstanden mit Ralfs Vorschlag, das Gipfelchen ganz rechts zu probieren, da es die wenigsten Steilstellen aufweist und die windgeplagten Schneeflächen nach ca. 150m unterhalb des Gipfels aufhören. Nach ner weitern Stunde oder so erreichen wir das Gipfelchen, mittlerweile Alle mehr oder weniger windsicher verpackt. Äusserst kurz die Gipfelpause und dann um so genussvoller die Abfahrt durch immer noch sehr tiefen Pulver. Wir sind so begeistert, dass wir gleich noch mal ein Stück hochsteigen und diesmal fast schon jubilierend runter sausen. Noch mal kurz aafälle und die letzten Ministeilstückchen durch licht- bis dichteren Lärchenwald bis auf den Hütten- äh! Hotelweg. Vor dem Alpe Crampiolo bestaune ich die fantastischen Wolkenfahnen, die der Nordföhn an den steilen Südflanken des Scherbadung & Co. erschafft. Wieder ein klassische-italienisches Znacht mit gemütlichem Zusammensitzen. Ralf zeigt sein ausgezeichnetes Feingespür für Gruppen- oder ähnliche Dynamiken, indem er nach oberflächlicher Betrachtung scheinbar übergangslos von den Vorteilen der 25’000-Tausendern speziell in der Geländeuntersuchung <20m zur morgigen Tourenplanung übergeht und uns sowohl die Karte wie die Planung überlässt – allerdings mit Vetorecht.
Punta della Valle, Punkt 2611, 05.03.2014
Start gleich wie gestern, Ziel etwas weiter östlich – Punta della Valle. Wunderschöne Stimmung – beinahe allein und der Morgenhimmel strahlt wolkenlos. Nach Überschreiten der lichten Lärchengrenze ist allmählich wieder Windschutz an gezeigt. Über ner strahlenden Hochalpebene erreichen wir unseren Gipfel – Punkt 2611. Gleich südlich davon hat die Natur uns eine ausgezeichnete Nordföhnwindschutzmulde gestaltet, worauf die Gipfelrast etwas ausgedehnter wird. Abfahrt in immer noch super Pulver auf obgenanntes Bödeli runter und nun, westlich haltend, Wiederaufstieg auf den Kamm und Abfahrt durch das Tälli, welches den Monte Corbernas von der Punta della Valle trennt. Auf der tiefer liegenden Hochebene (2007m) entschliessen wir uns einmal mehr einstimmig, nochmals hoch zu steigen so gegen Punkt 2352 und dann wieder runter und nach kurzem Träppele (uff!) mehr oder weniger steil durch ab- und zunehmend dichtere Lärchenbestände fast direkt zur Alpe Crampiolo, wo uns ein weiteres ausgezeichnetes Znacht erwartet.
Albrunpass, 06.03.2014
Diesmal verlassen wir die Aufstiegsspur direkt vor dem Staudämmchen des Lago di Alpe Dèvero und laufen dann auf dessen tief verschneiter Eisfläche Punkt 1984 entgegen, welcher uns als sonniges Hügelchen entgegen strahlt. Doch oha Lätz – die Schneeoberfläche des von nahem steilen (>30°) Hügelchens erweist sich als bretthart gefrorene (>2cm) Schneeoberfläche, welche ohne Harscheisen nahezu unbesteigbar wäre. Oben wieder durch sanftestes Gelände dem Pianboglio entgegen und dann steiler zum Punkt 2340, wo eine kurze Abfahrt angesagt ist. In nicht bestem Bruchharst bewältigen wir mehr oder weniger schnell (sicherste Variante: Spitzkehren!) den Abschnitt und schon stehen wir auf dem Albrunpass. Neue Ausblicke nach Norden – unter Anderem die Mittlebärghütte, welche wir dank den diversen Skispuren lokalisieren können, denn sie ist dermassen eingeschneit, dass sie von Auge nicht sichtbar ist. Wieder mal kurze Abfahrt und unten schlägt Ralf uns vor, noch dem Passo di Val Deserta entgegen zu steigen, was die Damen gerne annehmen, während die Herren sich dazu entschliessen, direkt das Hüttchen an zu gehen. Oben begrüsst uns Pia, die Hüttenwartin, recht herzlich und in unerwartet guter Westsicht geniessen wir den Nachmittag. Znacht super und wir sind als Gruppe dermassen eingespielt, dass wir Ralf morgen (fast) überall hin folgen würden.
Ober Rappehorn (Punkt 3020), 07.03.2014
Heute ne Stunde früher als normal (in dieser STW) Zmorgä und Mitte Dämmerung geht’s los mit leichtem Aufsteig (130Hm) und kurzer Abfahrt (-300Hm), dann Wiederaufstieg auf ds Furgulti (+360Hm), Minipause, und nach kurzer Fällabfahrt (-60hm) Wiederaufstieg zur Holzijhornlicke (2900m, nicht auf LK eingezeichnet), und kurz darauf (endlich) die länger erwartetet Pause. Wir bestaunen das Panorama aus ungewohnter Sicht. Dann noch 120m hoch und in Front des Mittaghorns (auch Rappehoru) heisst’s losfellen und weit unter uns (NW) sehen wir eine Dreiergruppe auf unseren (ehemaligen) Gletscherschlauch zu halten, die einzigen Personen bis jetzt an diesem Tag. Die Tief- oder Weitsicht ist äusserst wertvoll in diesem Moment, denn sie zeigt uns deutlich, wie weit unser Weg noch ist. Ralf hat uns schon gestern erklärt, dass dieser Punkt der ultimative unserer Tour werden würde, da sich hier letzten Endes entschiede, ob wir ins Binntal (Fäld) oder direkt ins Goms (Mühlebach) runterfahren werden. Der Fall ist klar – Goms. Die Abfahrt – super – ausser heute: Bruchharst. Schliesslich sind wir alle unten mit auch wenigen guten Stellen und nun beginnt erneut ein durchaus sonnendurchfluteter Aufstieg zum Punkt 2484m (+100Hm), wo wir nochmals eine durchaus angemessene Pause einlegen. Für mich ist das Panorama hier oben schlicht umwerfend, da aus dieser Perspektive noch nicht bekannt, speziell ds Fiistere. Definitives Abfälle und wir fahren zuerst Spur die flachen Ebenen runter und dann kommt's – die grösste Überraschung dieser STW – reiner Pulver den NW-Hang runter bis nach Mühlebach! Hier lassen wir die STW angemessen ausklingen.
Ganz herzlichen Dank an Ralf Weber (Guide) für die ausgezeichnete Führung und Dominik Fischer (TL) für die super Organisation wie auch an Andrea Hecker, Anna Gampp, Annemarie Bürgi, Heidrun Werder und Jörg Kuhn für Eure engagierte Teilnahme.
Text: Rolf Glauser
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