„Loss Gummi ligge!“ - Tourenleitertour 10./11. August
Eine richtige Leitertour führt auf e …weiterlesen
„Loss Gummi ligge!“ - Tourenleitertour 10./11. August
Eine richtige Leitertour führt auf einen zünftigen Berg, insbesondere im Jubiläumsjahr! Auch wenn sich die Nachfrage dazu in Grenzen hielt. So what, ich lerne, mit der heutigen clubalpinistischen Realität zu leben. Am Freitag dann meldet das Lawinenbulletin erhebliche Schneebrettgefahr in höheren Lagen – unsere hochgesteckten ursprünglichen Ziele für diese Leitertour – z.B. ein grosser Grat am Zermatter Breithorn, im Mont Blanc Gebiet, oder gar ein Versuch einer Erstbegehung am Schreckhorn – können wir definitiv vergessen.. Auch die wunderbare n Wände der „Envers“, der Rückseite der Aiguilles von Chamonix, für uns Basler zumeist unbekanntes Terrain, waren weiss zugekleistert. So entschied das kleine Grüppchen Angensteiner Leiter, wieder einmal unserer Nachbarhütte, der Salbit, einen Besuch abzustatten und dort die Finken zu wetzen. Politisch korrekt per ÖV angereist, reichte es am Nachmittag noch zu ein wenig warmlaufen in den Gemsplanggen. Im feuchtgrauen Nebel wurde allerdings die Betriebstemperatur nicht so richtig erreicht, und schon bald veranlasste uns eine tropfend nasse Dachbarriere und die vorgerückte Stunde zur Umkehr. Wenn schon keine alpinheroischen Todesgefahren, dann wollen wir doch auch den Apéro nicht verpassen. Salbithütte gemütlich und angenehm nicht-überlaufen. Hüttenwart Hans hat Zeit zum Gespräch, über Bohrhaken, Erschliessung, Wilderness. Offenbar werden viele starke Kletterer mit zunehmendem Alter von einer Art „Altersmilde“ eingeholt, und die Hilti sitzt lockerer im Gurt...Zum Glück braucht es nicht immer Einigkeit in der Sache, um trotzdem zusammen gute Momente zu verbringen. Am Sonntagmorgen dann ein Bergzauber, wie man es sich wünscht: ein Tag, der sich gewaschen hat, in der kühlen Morgenfrische ziehen wir los in Richtung Salbit. Am Super-Südgrat, eine Kombination aus 8 SL Platten als Entrée, dann der klassische Südgrat, und zum Dessert die Gipfelwand ebenfalls als Variante an steilen Rissen, können wir so richtig Gummi liegen lassen. Der Südgrat, an dem die vielen Begehungen einen sauber flechtenfrei geputzten Granit hinterlassen, ist einfach zeitlos schön, begeisternd – und erfreulicherweise trotzdem nicht übersät mit Haken. Hier heisst’s immer noch zupacken. Das tun wir, stundenlang dem Grat entlang,, schon bald wieder vom Nebel verfüllt, was nicht unbedingt nötig wäre, denn die 3 alten Herren dürfen sich durchaus noch sehen lassen (jedenfalls am Fels). Auch wenn wir alle, vor mehr oder weniger vielen Jahren, den Südgrat schon mal geklettert haben, konnten wir den Salbit wider neu erleben – und vor allem seit langer Zeit wieder einmal zusammen einen Gipfel erreichen – fast wie früher, nur mit dem Unterschied, dass wir auf dem Heimweg nicht bereits die nächste Tour planten...
Text: Christian Preiswerk ⇐
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