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Für einmal ein vielversprechender Wetterbericht für eine Sektionstour: nach einer kleinen Störung in der Nacht auf Samstag rasche Besserung, vielleicht ein wenig Neuschnee, etwas Nordwind noch... die Freude auf stiebende Abfahrten zusammen mit 11 Angensteinern ist gross. Auf der anderen Seite des Lötschberglochs tatsächlich die ersten blauen Flecken. Doch oben auf dem Hockengrat, als wir aus der Gondel steigen, wirft uns der Sturmwind schier zu Boden, Sicht fast null und Triebschnee bis zu den Hüften, nach 2 Schritten bist du wie einbetoniert. Neuschnee und Wind übertreffen die Prognosen um ein Vielfaches. Mit Kompass visiere ich den Hockengrat an. Schon in der ersten kleinen Steilstufe bricht die Schneedecke in grosse Schollen auseinander. Zögerliches Weitergehen, im Sturm gebückt. Wie wird das wohl auf dem Grat oben blasen? Und was erwartet uns jenseits der Gitzifurgge, in gleicher Exposition? Nach nicht mal 100 Höhenmeter ist klar: zurück auf die Piste, anstatt abfahrtsreiche Haute Route bleibt uns der banalste aller Hüttenzugänge, der über die Gemmi. Auch eine Variantenabfahrt über den Lötschenpass ist bei den Schneemengen wohl eher zeitraubend als wirklich lustig. Schliesslich wollen wir den Jubiläumsapero auf der Lämmeren nicht verpassen. Zurück in der Sicherheit der Pistenmarkierung brettern wir halt auf der Skipiste retour zur Lauchernalp – für Fr. 2.30 pro 100 Höhenmeter! Doch die nächste Herausforderung wartete schon: mindestens so anspruchsvoll wie das Navigieren im Nebel ist eine unvorbereitete ÖV-Dislokation vom Lötschental nach Leukerbad. Mit einem Maximum an Wartezeiten und dem üblichen Ärger an der Gemmibahn (warum schaffen die es einfach nicht, freundliches Personal einzustellen?) sind wir schliesslich kurz vor 16.30 alle auf der Gemmi startbereit. Die entgangene sportliche Betätigung wird nachgeholt, es sind nicht nur die Jungen, die den Turbo zünden. Die letzten sind heute die ersten: Ruedis Gruppe sitzt schon in der warmen windstillen Stube. Die Engstligen-Gruppe hatte auch mit Schnee und Nebel zu kämpfen und taucht erst jetzt oben am Roten Totz auf. So wird der Apero mit Hobelkäse und Trockenfleisch zwar fast zur Vorspeise, aber umso herzlicher ist das Anstossen nach erlebnisreichem Tag, mit bekannten und neuen Gesichtern, über eine Altersspanne von 4 Jahrzehnte hinweg. Nur die Gruppe aus Montana wird leider den Apero verpassen, sie hat sich kurz unter dem Wildstrubelgipfel gemeldet, das wird wohl sogar knapp für die Suppe. Nun, dass an diesem Hüttenabend nicht die grosse Party stieg, und dass die Plaine Morte Leute zwar nicht die Hütte, aber doch immerhin wieder ihr Zuhause erreicht haben, wisst ihr nach der Lektüre der anderen Berichte. Einmal mehr erweist sich die vermeintliche allgegenwärtige Kommunikationsmöglichkeit per Handy Abdeckung im Gebirge als trügerisch – kein Kontakt mit den Vermissten. Mehrmaliges Ausrücken im Dunkeln brachte keine Ergebnisse, an einen Suchflug war nicht zu denken. Doch das Vertrauen in die Erfahrung unserer Tourenleiter und das Prinzip Hoffnung sind in solchen Situationen gute Ratgeber, und so begleitet die „Gewissheit“, dass die 5 in einem Schneeloch in Sicherheit sitzen, eine unruhige kurze Nacht. Am Sonntag verschoben wir unsere ursprünglich geplante Route auf ein anderes mal und stiegen auf der vermuteten Abfahrtsroute der Montana-Gruppe auf Richtung Wildstrubel Westgipfel. Nach einer Stunde knatterte endlich der Heli durchs Tal, beunruhigend oft zog er seine Kreise. Dann endlich, der erlösende Anruf, die Erleichterung ist allen anzusehen, die angespannte Stimmung macht der Freude über den wunderschönen Morgen platz. Um einiges gelöster steigen wir zum Wildstrubel auf, es ist immer noch sehr windig. Die Abfahrt im nicht mehr ganz federleichten Pulver verlangt einigen Einsatz, aber die wackeren Angensteiner, ob mit Breit- oder Light- oder Sperrgut- Skis, meistern das mit Bravour und ein wenig Akrobatik. Getreu dem Motto der rollenden Planung entschieden wir uns, den Heimweg auf den Spuren der Gruppe von Karli und Dominik zur Engstligenalp anzutreten –und wurden dafür reichlich entschädigt: Unberührter Pulver in der Abfahrt vom Roten Totz, und auch vom Chindbettipass zurück ins Gewühl des Pistenvolkes. Ein paar grosse, goldgelbe Kübel auf einer Sonnenterasse verhalfen uns, die Aussicht auf das Anstehen an der Seilbahn zu ertragen – und ein paar Gedanken der Dankbarkeit zu teilen, für das Erlebte, und auch dafür, dass diese erste Jubiläumstouren- Wochenende doch noch ins Chrättli der erinnerungswürdigen Episoden der Clubgeschichte eingereiht werden darf...
Text: Andrea Kamber ⇐
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