Voller Tatendrang traf sich die aus 5 Personen bestehende Gruppe D
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Voller Tatendrang traf sich die aus 5 Personen bestehende Gruppe D frühmorgens im Bahnhof Basel. Zunächst reiste es sich bequem per Bahn nach Crans-Montana welches um ca. 10:00 Uhr erreicht wurde. Es folgte die erste Ernüchterung, als uns die Bahnangestelle Mitteilte, dass die Seilbahn auf die Plaine Morte nicht fahren würde. War dies bereits das Ende unserer Tourenträume? Als Grund wurde Windgeschwindigkeiten bis 90km/h genannt und wir diskutierten das weitere Vorgehen. Für das Ungemach wurden wir von den Bergbahnen mit einer Gratistageskarte entschädigt. Nach einem Restaurantbesuch und Diskussion der Ausweichmöglichkeiten hatten wir uns für einen andere Route entschieden und machten uns kurz vor Mittag auf, in die Plaine Morte hochzufellen (ca. 600HM). Oben angekommen, war es verhältnissmässig Windstill und wir beschlossen bei schönstem Sonnenschein den weiteren Aufstieg vorzunehmen. Wir bemerkten sehr bald dass heute die Situation mit dem Triebschnee ernstzunehmen ist und erkundigten uns in der Lämmerenhütte über die Verhältnisse auf der anderen Seite, die wir von ja nicht einsehen konnten. Die Empfehlung war eindeutig, nicht über das Rothorn, und den Lämmerengletscher zu gehen, sondern über den Wildstrubel. Das sind zwar ein paar Höhenmeter mehr, aber was solls, das Wetter ist hervorragend und Zeit ist auch noch genügend vorhanden. In der Ebene war dann erstmal langes, flaches Gehen angebracht und der erste Teilnehmer musste seine Wunden lecken (Blasen lassen grüssen). Anschliessend erfolgte der Aufstieg welcher kunstvoll um die vielen Triebschneeablagerungen herumgeführt wurde. Wir begannen dann die ersten ernsthafen Probleme innerhalb der Gruppe was uns nicht unerheblich bremste. Nicht gebremst wurde dadurch der Tatendrang, galt es doch "nur" noch diesen einen Hügel zu erklimmen bevor die Abfahrt zur Hütte erfolgen konnte.Die Aussicht auf eine Super Abfahrt bei Pulverschnee lag zum greifen nahe. Zwischendurch die Skier kurz abgeschnallt und zu Fuss einen Steilhang hoch und der Gipfel sollte einem zu Füssen liegen. Nach der Tragepassage welche uns sehr viel Zeit gekostet hat, haben wir dann nochmals mit der Hütte telefoniert. Wir befanden uns ca. 150m unter dem Gipfel und wollten diesen in einer halben Stunde erreichen. Dies sollte sich jedoch als krasse Fehleinschätzung erweisen und der letzte Teilnehmer erreichte den Gipfel erst mit der eingrechenden Nacht. Zusätzlich frischte auf dem Gipfel der Wind stark auf, so dass jeder mindestens einmal mit dem nassen Schnee Bekannschaft machte. Nach einem letzten Versuch abzufahren, der Wind war so stark dass die Skier abwärts geschoben werden mussten, beschlossen wir zu biwakieren. Der Bau des Iglus benötigte ca. 2 Stunden, und die gute Laune war dahin. In unserer Eishöhle, glücklicherweise lag genügend Schnee und das dazu benötigte Wissen war ebenfalls vorhanden, machten wir es uns dann so bequem wie möglich. Der Bau klappte auf Anhieb und wir verbrachten eine kalte, unbequeme Nacht in der an alles ausser Schlafen zu denken war und ständig auf die Uhr gekuckt oder nach der Zeit gefragt wurde, aber wir waren glücklich wenigstens dem Wind ausweichen zu können, der die ganze Nacht unüberhörbar über unser "Dach" gepfiffen ist. Da an unserem Biwakort leider kein Telefonempfang möglich war, konnte die Lämmerenhütte nicht beruhigt werden. Am Morgen, wir waren gerade dabei die Abfahrsroute zu planen, hörten wir den Suchhubschrauber, der eigentlich nur uns suchen konnte. Wer sonst sollte sich bei diesen Verhätnissen noch am Wildstrubel aufhalten. Unser Leiter stieg aus dem Biwak um dem Hubschrauber unsere Position erkennbar zu machen, der war jedoch bereits über uns hinweggeflogen ohne uns zu sehen. Das Biwak konnte aus der Luft auch nicht ausgemacht werden, da es sich nicht von der Umgebung abhob. Als der Helikopter dann zum zweiten Mal vorbeiflog, war jemand draussen und die Air-Zermatt konnte ihr Arbeitsgerät direkt neben der Unterkunft parken. Nach Erklärung der Verhaltensweise für den Einstieg flog uns die Air-Zermatt zum Gemmipass runter, wo wir nach Erledigung der Formalitäten erstmal etwas zu essen organisierten. Glücklicherweise ist die ganze Geschichte glimpflich ausgegangen und niemand trägt bleibende Schäden davon. Was bleibt ist ein mulmiges Gefühl und viele Überlegungen weshalb die Vorzeichen nicht eher erkannt wurden. Eine Nachahmung wird ausdrücklich nicht empfohlen.
Teilnehmer: Stephan Brändlin, Jürg Zutter, Christoph Zeller, Richard A. Burnell und Alex Geigy (TL)
Text: Christoph Zeller Bilder:Richard A. Burnell ⇐
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