Zuerst die Kurzfassung:
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Zuerst die Kurzfassung: Das Rinderhorn und das Balmhorn haben uns macht- und prachtvoll empfangen. Leiter: Däni Küry (beherrscht die Kunst des Langsam-Gehens), Co-Leiter: Martin Durst (trägt viel für alle), Esthi Saunier (mit ihr ist gut Kirschen essen), Nicole Brogli (erschliesst sich neue Welten), Andrea Blum (geht gern hoch-tourig), Heiner Wohlfahrt (respektiert Beziehung zwischen Fuss und Schuh), Matthias Lehnherr (reist gern im Zug an, schreibt jetzt).
Und nun das ausführliche Touren-Protokoll: Freitag, 29.6. Treffpunkt bei der Stockbahn in Kandersteg, um 15:45 Uhr. Noch unbeschwert schwebt die Angensteinergruppe auf Sunnbüel, eilt dann zielstrebig und plaudernd dem Hotel Schwarenbach zu. Bei kühlem Wind knöpfen wir uns nochmals die Knoten vor. Gut gespiesen, durch kurze Nacht geschlummert.
Samstag, 30.6. Abmarsch um 5 Uhr, bis Daubensee. Dann, bei Punkt 2229, ostwärts abzweigend, über Bergwiesen, Geröllhalde und einige kleine Schneefelder, den steilen Schuttabhang zum Rindersattel hochsteigend. Erstaunlich, der Neuschnee, gefallen vor ungefähr 10 Tagen, ist weg, der Grat bis auf 3100 m nahezu schneefrei. Lockere, graue Bewölkung. Die umliegenden Gipfel sind wolkenfrei, nur gerade das Rinder- und das Balmhorn sind verschleiert. Haben die beiden heute Ruhetag? War das Zwischenhoch ein Meteo-Witz? Bei Punkt 3197 anseilen, Steigeisen anschnallen und in die Gipfelflanke einspuren. Auf dem Firn liegen etwa 10 cm kompakter Neuschnee, ideale Verhältnisse. In weiter, angenehm gelegter Zickzackspur führt uns Däni über die Westflanke auf den Gipfel, der seinen Wolkenschleier gerade rechtzeitig vom Wind hat wegtragen lassen. Aufstiegszeit: 4,5 Stunden. Wild, steil, verwittert, zerklüftet fällt die Südwand des Gipfels zur Flüealp (Leukerbad) ab. Wildstrubel und Wildhorn grüssen freundlich von Westen herüber und der Niesen schiebt wie eh und je an der Pforte zum Kandertal Wache. Das treue Gipfelpaar Balmhorn und Altels stehen mächtig gegenüber, Schulter an Schulter, zum Greifen nah. Nun lässt sich auch der Aufstieg zum Balmhorn über Zackengrat und Gipfelfirn aus sicherer Distanz beurteilen. Pic-nic auf Rinderhorn Vorgipfel, dann Abstieg zum Daubensee, um 2 Uhr kühlt das herrlich frische Bergseewasser unsere nimmermüden Füsse. Angenehm warm scheint die Sonne, kurzblättrige Enziane und Polsternelken leuchten wundervoll auf hellgrünen Bergwiesen. Gewitter sind heute keine mehr zu erwarten. Z’Vieri im Schwarenbach. Andrea und Heiner verabschieden sich. Tourenplanung Sonntag. Im Gegensatz zum Freitag Abend ist der Speisesaal im Schwarenbach jetzt voll; es dröhnen-röhren gestandene Männerkehlen. Währschaft gutes Essen.
Sonntag, 1.7. Um 4 Uhr schultern Däni, Martin, Esthi und Matthias die Säcke und folgen den Lichtkegeln ihrer Stirnlampen 300 m Richtung Sunnbüel bis Punkt 2057, hier wird auf den Bergpfad ostwärts eingeschwenkt. Etwa bei Punkt 2281 wurde der Weg neu angelegt. Er führt jetzt auf gleicher Höhe bleibend zum Gletscherbach hinüber. Wir queren den Gletscherbach und deponieren nahe des Abstiegspfades Richtung Spittelmatte unser Material. Über viel Moränengeröll aufwärts auf den eingekürzten Schwarzgletscher. Im Zickzack den steilen, aufgeweichten Firn Richtung Punkt 3036 hoch. Der Zackengrat ist nahezu schneefrei. Der Wind bläst hier oben weniger stark als unten auf dem Gletscher. Angenehm, gleichmässig steigend, legt Däni die Spur im Zick-Zack über den Firn der Gipfelflanke. Ohne Atemnot stehen wir nun auf des Gipfel’s Haupte, atemberaubend aber ist der Ausblick über und in das Wellenmeer der Alpen. Blaugrün weit im Norden der Schwarzwald und die Jurahöhen. In sattem Grün das Kander- und das Leukertal, graublau und braun die Simmentaler- und Freiburger Formationen, weiss leuchtend die Walliser Schaumkronen. Aufstiegszeit: 6,5 Stunden. Vier Stunden später fallen die ersten Regentropfen aus bedrohlichen Gewitterwolken, aber da sitzen wir bereits gemütlich im Restaurant der Stockbahn auf Sunnbüel, reich beschenkt von diesem schönen Tourenwochenende. Danke Däni. Das Zwischenhoch hielt, was es versprach. P.S. Nicole überbrachte der Lämmerenhütte unsere Jubiläumsgrüsse, trotzte dem Roten Totz, zog durch’s Täli über’s Schwarzgrätli und empfing uns zu abgemachter Stunde auf Sunnbüel.
Text: Matthias Lehnherr Bilder: Esther Saunier ⇐
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