Ursprünglich wollten wir aufs Gross Grünhorn, was mich besonders gereitzt hat, nachdem mich Michi letztes Jahr überredet hatte, das Ding mit Schneeschuhen zu versuchen. Wir scheiterten an der Steilstufe auf 3600m. Beim damaligen Windharsch zu geech für Schneelatschen, aber mit den Steigeisen soffen wir hüfttief ein. Somit auf ein ander Mal.
Aber heuer macht der Föhn einen Strich durch die Rechnung. Da Schweiz Tourismus die sinnlosen 3-Tausender östlich des Monte Leone noch immer nicht zu einer 4-Tausender-Kette aufgeschüttet - oder besser aufgebaut - hat, ist das Wetter im Aletschgebiet sowohl bei Nord- wie Südströmung schlecht. Wenigstens gut für die Gletscher des Berner Hochlands.
Unsere Leadership reagiert jedoch prompt und verlegt das Ziel in eines unserer Homelands: Gemmi.
Im Hotel Schwarenbach erinnern nur noch Postkarten an den legendären Gipfelstürmer: Kater Tomba [+1993] (
www.kecb.ch/Gastkolumne5.html). Doch das Leben geht weiter! Kurz nach Neun holt uns (ämel die, die noch nicht im Bett sind) Jörg mit strahlender Mine vom Tisch und führt uns zum Ausgang -psssst! - da sitzt doch tatsächlich ein possierliches Füchslein. Die Frau des Hoteliers flüstert aus der Küchentür, er komme jeden Abend, und wirft ihm ein Häppchen zu. Wer weiss, vielleicht liest man dann in 3 Jahren: Meister Reinecke "Thomi" eröffnet eine 7c an der Wyssi Flue SO-Wand, rotpunkt-seilfrei-solo!
Wir dagegen begnügen uns mit einem nachmittäglichen Spatziergang auf der Skiroute und bestaunen selbige Fluh von unten. Danach gehts über immer noch erstaunlich guten Sulz runter zum Gemmiweg, wo wir Ostereier suchen. Nein, natürlich nicht die bunten runden. Selten genug auf Sektionstouren üben wir mal wieder mit den elektronischen Hunden, was keinem geschadet hat.
Mitten in der Dämmerung steht das Rudel wieder auf der Piste. Die Nacht war klar, der Schnee nun bretthart. Lenzskitourenverhältnisse wie im Rinderbuch. Der Föhn hält noch und auf dem Bildersattel stehen wir in der Sonne. Eine super Spur führt in gut gefestigtem Triebschnee durch die herrliche Flanke. Wegen der blenden Sonne in Blickrichtung oder der gleissenden Blankeisstellen verpassen wir oben den Abzweiger nach rechts, der direkt zum Gipfel geleitet hätte und hecheln die letzten 100m auf Steigeisen zum Kreuz. Na ja, so haben wir das Zeug wenigstens nicht vergebens mitgeschleppt. Nun beginnen die Wolken langsam zu drücken und einige Nebelschwaden vertreiben uns wieder vom Thron. Die Abfahrt bei immer noch guter Sicht ein Traum. Im Flänkchen Triebpulver und unten bis auf wenige Stellen passabler Sulz. Nach kurzer Vesper im Schwarenbach (nun hat es nur noch zweibeinige Tierchen: Dolen und Touristen) müssen wir in der Spittelmatte einmal mehr konstatieren, dass der Schlepplift auf Sunnbühl fehlt. Dafür empfiehlt uns eine äusserst charmante Billetteuse, schon in Spiez um zu steigen. Auch die SBB sind (manchmal) besser als die rUBS - äh, ihr Ruf.
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Vielen Dank an die Leiter Esther Hömann & Thomi Hotz und die Teilnehmer Andrea Hecker, Carole Tremel, Alex Vogt, Jörg Kuhn und Peter Teibinger für diese wunderschönen Tage.
Rolf Glauser (Text und Bild)
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