Tourenbericht Eulengrat vom 28.05.2005
Klettern im Jura, speziell am Südhang mit einer traum …weiterlesen
Tourenbericht Eulengrat vom 28.05.2005
Klettern im Jura, speziell am Südhang mit einer traumhaften Aussicht auf’s Mittelland und die Alpen ist etwas vom faszinierendsten, was sich Kletterer wünschen können. Sollte sogar das Wetter noch mitspielen, so sind diesem Vergnügen schon fast keine Grenzen mehr zu setzen. Die Ausschreibung „Eulengrat“ von Däni (Kond. A/Techn. IV) scheint diesen Kriterien absolut zu entsprechen und für einen bergigen Anfänger zu Saisonbeginn gerade ein richtiger Einstieg in eine viel versprechende Sommersaison zu sein. Erstaunlicherweise meldeten sich für diese faszinierende Tour nur gerade 3 Personen an, Däni als Tourenleiter, Claudia als „Profikletterin“ und meine Wenigkeit als Kletteranfänger. Eine Konsultation im Internet zeigte jedoch, dass Däni mit seinen Anforderungen etwas gar tief gestapelt hatte, da sich die techn. Anforderungen nicht im 4-er Bereich sondern im (!) 5-er Bereich bewegten. Na dann, Herausforderungen sind zum Meistern da, so entschloss ich mich, nach kurzem tel. Kontakt mit Däni, diese Tour zu wagen.
Abfahrt in Basel um 7.30, 50 Minuten Fahrt nach Oberrüttenen oberhalb Solothurn, 30 Minuten auflockerndes Wandern zum Einstieg, Vorbereitungen und dann konnte es so um 09.15 beginnen. Das Wetter zeigte sich von seiner herrlichsten Seite: Purer Sonnenschein und heisse Temperaturen sind zu erwarten. Wir kamen keine Minute zu früh, erschienen doch kurz nach uns ebenfalls mehrere Seilschaften, welche den Eulengrat meistern wollten. Wir bildeten eine 3-er Seilschaft und stiegen mit einem lockeren 4b ein. Es sind ca. 8 Seillängen zu klettern mit Längen zwischen 12 m und 35 m (Einstieg) und einer Totallänge von 200m. Bis zum Endstück meisterten wir sämtliche Schwierigkeiten grandios. Claudia entpuppte sich als eine sehr erfahrene und kompetente Kletterin und Däni als ein guter Coach. So machte es mir als Anfänger natürlich wenig Mühe Schwierigkeiten zu meistern, an welche ich mich vorher noch nie gewagt hatte und ich hatte grossen Spass daran. Die Temperaturen waren sehr erträglich, da wir uns beim Klettern oft im schattigen Wald befanden. Die letzte Seillänge, ein Riss, hatte es aber in sich. Claudia kletterte vor und dann Däni nach. Mit Erstaunen bemerkte ich aber, dass beide gewisse Schwierigkeiten daran bekundeten. Bei Däni zeigte sich dies, indem unüberhörbar für alle Wartenden entsprechende Kraftausdrücke zu vernehmen waren. Als ich mich als dritter daran wagte, bemerkte ich dann rasch, wie Grenzen aufgezeigt werden. Hinten warteten drei Seilschaften, nach oben ging es nicht mehr, die Kräfte erlahmten und eine gewisse Hilflosigkeit machte sich breit. Aber nach einigen Minuten Ausruhen im Seil, einigen hilfreichen Tipps von unten und etwas Umgehen von ungeschriebenen Klettergesetzen packte ich es doch noch und erreichte das Ziel, ausgepumpt aber hoch glücklich. Es zeigte sich dann, dass dieses letzte Stück einem 6a- entsprach! Na dann durfte ich als bergiger Newcomer ja doch etwas Mühe gezeigt haben! Die Mühe hatte sich aber wirklich gelohnt. Die direkte Sicht auf Solothurn, in Richtung Bielersee, Ostschweiz und andeutungsweise auch auf die Alpen entlohnte uns für alles und dies bei herrlichstem Wetter. Nach kurzem Ausruhen stiegen wir dann zum Ausgangspunkt hinunter. Den Nachhauseweg gestalteten wir dann so genussvoll wie die Kletterpartie selber: Bei einem Glace-Schlemmeressen unterstützten wir die Kameradschaft unseres Superteams bei einem letzten Blick auf den Grat.
Ich bedanke mich bei Däni für die Organisation und die Betreuung dieser wunderschönen Tour in unmittelbarer Umgebung unser Behausungen und zusätzlich bei Claudia für die Unterstützung. Es zeigt sich halt einmal mehr, dass ein gutes Team zu Anforderungen fähig ist, welche Einzelnen allein nicht möglich sind. Diese Tour wird mir nicht nur durch die tollen Erfahrungen und die Kameradschaft, sondern auch durch den Muskelkater noch lange in Erinnerung bleiben.
Enrico Meuli
Bilder zu dieser schönen Juraklettertour findet ihr auf der JO-Homepage. Däni ⇐
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