Tourenbericht Alphubel am 31.7.2005
Andi, der Wirt der Taeschhuette, bietet zwei Weckzeiten m …weiterlesen
Tourenbericht Alphubel am 31.7.2005
Andi, der Wirt der Taeschhuette, bietet zwei Weckzeiten mit Frühstück an : 3h oder 7h. So stehen wir, Claudia, Christian, Raymond, TL Daeni und ich, am Sonntag um 3h auf und starten um 3h45 in völliger Finsternis von der Teaschhuette in Richtung Alphubelgletscher. Vor uns sehen wir nur die kleinen Lichtflecke der Stirnlampen anderer Seilschaften, die etwas früher als wir aufgebrochen sind. Als es dämmert, haben wir gerade den Rand der Südzunge des Gletschers erreicht. Wir schalten die Stirnlampen aus, legen die Steigeisen an, binden uns ins Seil und nehmen die 900 verbleibenden Höhenmeter in Schnee und Eis in Angriff. Als es heller wird sehen wir, dass wir die Wolken unter uns gelassen haben und dass die Gipfel von Allalinhorn, Matterhorn, Zinalrothorn und Weisshorn aus den Wolken ragen und in der Sonne golden glänzen. Schon vor 7h haben wir das Alphubeljoch erreicht, von wo der SE-Grat beginnt, dem wir weiter folgen werden. Doch zunächst machen wir eine kurze Rast im Windschatten der Felsen, die den Beginn des Grats markieren. Der Grat ist mit gut begehbarem Firn bedeckt und wir können ihm folgend die nächsten 250 Höhenmeter gewinnen. Danach ist ein steiler Firnhang zu überwinden und dann, plötzlich, sehen wir vor uns einen lang gestreckten Höhenzug ohne markante Erhebungen und Gefälle. Der Gipfel des Alphubel ist eine riesige Sonnenterasse, auf der es obendrein merkwürdigerweise völlig windstill ist. So können wir ausgiebig das fantastische Panorama genießen, das den Alphubel zu einem berühmten Aussichtsberg gemacht hat. Bis zum weit entfernten Massiv des Mont Blanc reicht die Sicht, das Matterhorn ragt davor wie ein riesiger Daumen aus den Wolken, das Weisshorn ist nah und im Norden, ganz nah ragt der Fels des Taeschhorns vor uns auf. Noch einige andere 4000er sind zu sehen und es gibt viel zu erzaehlen, wer schon wo oben war und wo noch hinauf will. Wir können uns nur schwer von diesem Ort losreissen, aber nach einer halben Stunde steigen wir auf dem gleichen Weg wieder zum Alphubeljoch ab. Wir haben uns vorgenommen, nach Saas Fee hinüber abzusteigen. Der klassische Weg über Laengfluh ist kaum noch begehbar, weil der Gletscher voller Risse und Schrunde ist. TL Daeni folgt deshalb dem Tipp eines Bergkollegen und wendet sich dem Feekopf zu. Der ist recht nahe und mit 3888m nur wenig höher als das Alphubeljoch. Vom Feekopf kann man in östlicher Richtung einen Grat herabsteigen, an dessen Ende man auf die Anstiegsroute zum Allalinhorn trifft. Die Kletterei ist im 3. Grad und kann am langen Seil bewältigt werden. Weil Christian und Raymond sich beim Klettern nicht wohlfühlen wenden wir uns vom Grat ab, um den weiteren Abstieg in einem Schneefeld zu machen. Diese Variante möchten wir nicht zur Nachahmung empfehlen. Das Schneefeld erweist sich als Steileisfeld, das auch noch Steinschlag gefährdet ist. Wir müssen einige Eisschrauben setzen, bis wir unten sind und verlieren viel Zeit. Als wir endlich nach 17h zur Bergstation Mittelallalin kommen ist die letzte Bahn längst abgefahren. Wir blicken zurück, sehen unser Eisfeld und können nicht fassen, dass wir da runter gekommen sind. Ein Erlebnis der besonderen Art und ein unerwarteter Eiskurs. Dem TL Daeni ist es zu danken, dass er eine Seilschaft, die in diesem Gelände alles andere als routiniert war, sicher nach unten geführt hat. Und den Pistenbullyfahrern des Sommerskigebiets ist es zu danken, dass sie uns nach getaner Arbeit auf ihrer Fahrt nach Saas Fee mitgenommen haben. So konnten wir am Abend bei einer Pizza gemütlich auf einen schönen langen und erlebnisreichen Tag zurückblicken.
Reiner Backes
Die Bilder sind in Bearbeitung und folgen später. Däni ⇐
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