Sehr zu empfehlen ist Gloisis Tourenbericht...
07.05.2013
Mit vielversprechendem Wetter (vorerst) und gut ausgeschlafen treffen wir uns kurz vor Neun am Bahnhof SBB. Weiter über Liästu (Zustieg Stephan) und Halten (Olten) nach Arth-Goldau (schon wieder Umsteigen!), dann Göschänä und endlich sind wir in Realp, wo uns Ralph, der Guide, schon freudig erwartet. Wir sind fast komplett, ausser unserem Tourenleiter Dominik, der leider verletzungshalber schon letzten Donnerstag im Isaak absagen musste. Bis das Hüttentaxi von Tiefenbach kommt, gehen wir schon mal los, ohne Gepäck und in vorfrühlingshafter Landschaft. Nach kleiner Stärkung heisst’s Pelzli montieren und wir gehen noch etwas spatziärä – auf Punkt 2434.7m nach der 25’000-ig-Tuusiger. Mittlerweile hat leichter Schneefall begonnen und es folgt ein gemütlicher Abend (als einzige Gäste im Tiefenbach!). Übrigens möchte ich noch Stephan danken, dass er uns mit ein paar kleinen Tips betreff Tatsch-, Ei- und anderen Founs (Gloisi: Dätschbrättli) weiter geholfen hat.
08.05.2013
Schon um Viere wecken, um Fünf geht’s los: zuerst kurze Fahrt mit dem Tiefenbachtaxi, weiter mit Stirnlampe auf unsern Bertterln Richtung Furkapasshöhe und ab hier erste Abfahrt zum Hotel Belvedère (mittlerweile in der Morgensonne mit Blick auf die walliser Viertausender). Nun wieder aufpeltzen und schier endlos bewegt sich die Kolonne im Schatten des Galenbocks, schwer beladen, Richtung Undri Triftlimi. In meinem Kopf kreisen die Bilder des Helifluges über den Rhonegletscher und die Gärstenhörner (swisswiew – damals noch SRG, HD-Kanal). Endlich geschafft, nicht nur die Limi, auch wir! Jörg kann sich nicht mehr zurückhalten und wettert gegen Riemli und weiteres an seinem neuen Sack bis wir feststellen, dass er ein Modell mit Rückenlänge L erwischt hat. Andrea nimmt ihm ein Schweigegelöbnis über diesen Fall für den Rest der Woche ab, worauf wir (in diesem Fall) Ruhe haben. Und nun kommt die Überraschung: Piste gut mit einem Schäumchen Pulver obenauf, und das bis zum „Hüttenseelein“ auf 2419m. Knapp oberhalb lässt uns Ralph ein Steilhängchen ausprobieren (Neigung < 40°, nur so um die 38°), dann ein letztes Mal aafälle und Hoch zur Trifhütte, wo uns das Hüttenpärchen Irene und Talak herzlich empfangen – es ist erst 12 Uhr. Wir sind diese Nacht nicht die einzigen Gäste, ein Aspirantenteam (halb Düütschschwiizer, halb Romands) besetzen den Winterraum und der Solist (Chef) mit Kollegen (Souchefs) den einen Fünferschlag, Ralph den andern; wir konnten ihre Fahr- und andere Künste während unseres Pulverrausches down the Limi schon am Morgen bewundern. Apropos – ein Bergfuchs (Fiste=der Kleine-Dünne) streunt – nein, bettelt vor der Hütte und Talak warnt uns, ihn nicht zu stark zu verwöhnen. Am späteren Nachmittag ziehen immer mehr Wolkenfelder auf und verhüllen einzelne Gipfelchen, dafür werden wir ausgezeichnet bewirtet – mit einem leisen Hauch Nepali.
09.05.2013
Gemischt wie das Wetter steigen wir mit ähnlichen Gefühlen in die Fussschraubstöcke und erklimmen den etwas weniger unendlichen Flachhang - im Gegensatz zum Rhonegletscher auf der andere Seite der Eisscheide - des Triftgletschers mit Ziel Maasplanggstock, dort, wo gestern ein Teil der Expertenaspiranten ihre zauberhaften Girlanden in den Firn geschrieben haben. Der Schlusshang ist wesentlich weniger steil als wie er uns von unten zu beeindrucken versuchte (der geübte Kartenleser hätte uns das auch schon in der Hütte sagen können), aber wegen der sanften Windarbeit werden, selten genug, die Harscheisen behuft. Und schon wieder ne Überraschung – oben auf dem Wintergipfel angekommen, bessert sich das Wetter! Wir haben das Gefühl im einzigen Sonnenloch des Alpenbogens zu stehen. Im Osten und Süden stecken die Gipfel in so was wie ner Föhnwalze drin, welche sich an Ort zu drehen scheint. Nach ner halben Stunde oder so und nem Haufen mehr oder weniger schlauen Geschwätzes beginnt der Downhillrausch von neuem – unglaublich! Im zweiten Drittel weicht der Pulverschaum (Gloisi: Piste gut!) einem etwas dickeren feuchteren. Ralph kann sich (einmal mehr) nicht eines guten Tips erwehren: vor dem Schwung keine Druckentlastung und keinen Gedanken mehr an Talskibelastung verschwenden, sondern das Gewicht gleichmässig auf beiden Bretterln belassen. Wir versuchens mit unterschiedlichem Erfolg. Auf Hüttenhöhe schlägt unser Guide den Unersättlichen vor, noch einen kleinen Anstieg Richtung Hinterer Tierberg zu versuchen; die Vogelfängers (Andrea und Jörg), Annemarie und ich sind dabei. Unter einem Eisbuckelchen ist dann Schluss; bei leicht kälteren Temperaturen wäre Ralph noch weiter links gegangen, so dass wir direkt zur Trift runterfahren könnten. Abfahrt wie oben, Hüttenaufstieg heute leicht anders, mein Metrogeologenherzt schlägt höher: Blick zum Triftsee (seit 2004) mit Hängebrücke (seit 2005 – Ersatz: 2009). Wir sind wieder die einzigen Gäste. S’Znacht (wie immer) ausgezeichnet: Hühnergschnätzläts mit Curry und Reis nepali – draussen graupelts.
10.05.2013
Heute ausschlafen bis 08.00h – draussen schneit es nass und wir sind im Nebel. Fränzi entscheidet sich dafür, diesen untauglichen Tag daheim zu verbringen. Nichts desto trotz Aufbruch um Neune mit Ziel Steinhüshorn und unterwegs Besichtigung des nach Norden überhängenden Couloirs (und weiter über den Furtwangsattel nach Guttannen), das unseren Heimweg bei solchen Wettercapriolen bilden sollte. Ausgiebige Gipfelrast mit dem (schwachen) Gefühl, dass nächstens die Sonne durchbräche (was NICHT geschieht). Abfahrt in leicht schwerem Pulver, unterwegs können einige von uns noch den Absturz Fistes von einer steilen Felsplatte beobachten, die er auf der Flucht vor uns zu erklimmen versuchte, aber leider seine Finken vergessen hat. Der restliche Tag vergeht bei unverändertem Wetter gemütlich in der Hütte (wieder als fast – Fiste zeigt sich am späten Nachmittag wieder - einzige Gäste, eine Vierergruppe hat abgesagt respektive verschoben) und endet mit einem vorzüglichen Fondü – merci Irene und Talak.
11.05.2013
Nun wieder einen Augenschlag früher, um Fünf gibt’s Zmorgä. Dann Start in Nebelschwaden ohne Stephan, der Fränzis gestrigen Entschluss für heute wählt - der Blick durchs Trifttal nach Norden verspricht noch nichts. Das Tagesziel heisst (vorerst) Wysse Nollen. Gleich nach dem Obre Triftchessu im steileren Anstieg zur Obrige Triftlimi ändert sich die Lage: Bilderbuchwetter wie im Internet! Ralph schlägt vor, das TZ (Tagesziu) einige Meter nach Süden zu verschieben, sprich Dammabock, was allgemeine Begeisterung auslöst. In der nun beginnenden Eisdünenlandschaft fallen unserer beiden Obersenioren (Agnes und Alois, beide knapp über...) infolge des geringen Sauerstoffgehalts der weniger als hauchdünnen Luft (entspricht etwa 10% des Anteils 10m unter dem Meeresspiegel -> Gloisi, was söll das!) leicht zurück. Nun stellen wir auch fest, dass eine lockere Wolkendecke die Zwischenräume der walliser Viertausender ausfüllt, was Ralph zum Spontanentschluss bewegt, das TZ wieder einige Meter nach Norden zu verschieben, sprich Schneestock, welcher mit seinen 3608m doch wesentlich niedriger ist als vorgenannter Bock (22m). Gipfelgenuss der üblichen Dauer inklusive Blick zur Mischabel, dem Horu und der Königin im SW, s’Fiistärä, s’Lüteraar- und s’Schreckhorn im W und dem grausigen Tiefblick in die Abgründe im Osten (Göschener Alp mit der Bergseehütte, leider momentan nicht sichtbar), wo uns Ralph noch einen Anekdote anhand der felsdurchsetzten Schneerippe erzählt, als er nach deren Durchsteigung ein zweistündiges Spontan-Nickerchen einlegte und anschliessend den Abstieg in absolutem Matsch erledigen musste. Die Abfahrt dann ein Traum (Pistä guät), nur von Annemarie (bisher Schlussfrau) hab ich nichts mehr gesehen, weil sie mit Ralph die Spitze des Teams übernommen hat. Dafür die bestens erholte Agnes als Bäsäwaage und Alois auch wieder wie ein junges Wieselchen herunterwedelnd. So gegen Elf sind wir nach dieser Wunder(Wander)tour zurück und mit uns auch der graupelnde Nebel. Unsere spannenden Unterhaltungen werden nur kurz durch die nun eingetroffene Vierergruppe unterbrochen und der Tag endet wie immer... – merci Irene und Talak!
12.05.2013
Heute wiederholt sich der 2. Tag (definitiver Hüttenanstieg): Zmorge um Vier, am Fünfi Aufbruch – einige Nachtblinde noch mit der Stirnlampe. Ralph ist dank seines Dätschbrättlis ständig wetteronline und warnt uns vor der nächsten Front, welche um Elf den Gelmerkessel erreichen sollte, daher nur eine Rast (Obre Triftchessu) bevor wir die Diechterlimi erreichen (wegen des leicht stärkeren Luftzugs bleibt nur knapp Zeit, ab zu pelzen). Dann (eigentlich keine Überraschung mehr) Abfahrt mit besten Verhältnissen bis zur Gelmerhütte, wo’s die zweite, nun ausgiebigere Pause gibt. Zwischenzeitlich verhüllt Nebel ds Chly und ds Gross Gelmerhorn und wir queren das 1. Couloir und rutschen das 2. ab (Schnee nun leicht vereist und stellenweise ruppig), wo Andrea wegen eines minimalen Skitechnikrückstandes die Hilfe unseres Guids benötigt, während die Topkräcks über das wieder flachere Gelände den Beginn des Gelmer(stau)sees erreichen. Ab hier Ski auf Sack und Steigeisen zuoberst, wir wollen die erste Hälfte des Wegstücks entlang der orografisch rechten Seite des Sees unter den Felswänden der Gelmerhörner (Schneerutsche mit Steinen könnten drohen) möglichst rasch hinter uns bringen. Dann gemütlicher Abstieg zum Chüenzentennlen in Schnee-, Graupel- und Regenfall, wo wir so um 11.15h, leicht durchnässt, auf das uns erwartende Taxi treffen – dann gibt’s Pizzas im „Bahnhofbuffet“ z’Meiringen und als Schlussüberraschung fährt unser Zug Infolge einer „technischen Störung“ auf der Bahn-2000-Linie ab Bern durch die wunderschöne alte Strecke über Burgdorf-Herzogenbuchsee nach Halten.
Ganz ehrlich, RALPH WEBER (unser Guide), Du warst (einmal mehr) super in der Gipfelwahl, mit kleinen Tips und in der Beurteilung der lokalen meteorologischen Lage (über Führung verlier ich hier keine Worte, wir liessen uns alle gerne von Dir leiten). Auch an DOMINIK FISCHER (leider verletzungshalber zuhause geblieben) meinen (als alter Dattergreis) herzlichen Dank für die Wahl des Gebietes (obwohl schon mehrmals geplant, war’s für mich das erste Mal). Dir, ANNEMARIE BÜRGI, ebenso für Deine ausgezeichnete Stellvertretung das Tourenleiters und nebenbei für Deinen Job als Bäsäwagnerin (den Du leider in den zwei letzten Tagen infolge deines unstillbaren Hungers nach mehr Speed abgegeben hast). AGNES und ALOIS SCHWARB, Hut ab vor Eurer Leistung und Euren skifahrerischen Künsten mit all den Jahren auf dem Buckel. FRÄNZI BISCHOFF, ich gratuliere, auch für Deine Bescheidenheit. STEPHAN BRÄNDLIN – wir kennen uns und zum Schluss ANDREA HECKER und JÖRG KUHN: wer mehr über Eure Leistungen am Berg erfahren möchte, dem empfehle ich einen Blick in unsere Galerie, da erfahrt ihr so um die 5%.
Text und Bildauswahl: Rolf (Gloisi) Glauser
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